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Auch die HHA mußte an die Neuentwicklung von Hochbahnwagen
denken, als die Hamburger S-Bahn ab 1936 mit der Vorbereitung zum Systemwechsel
von 25 Hz-Wechselstrom auf 1200 V-Gleichstrom und damit auch zur Beschaffung von
neuen, leistungsfähigen und sehr komfortablen Triebzügen begann. Das
Beförderungsaufkommen der Hochbahn hatte wieder den Stand der endzwanziger Jahre
erreicht. So gab man 1939 gleich vier Waggonfabriken je einen Probetriebwagen in
Auftrag, die zusammen den Grundstock der 14.Lieferung bilden sollten. Als erster
traf der Wagen der Firma Busch, Bautzen im Juli 1940 in Hamburg ein. Er bekam
die Nummer 407. Es folgten 404 (Westwaggon-Deutz), 405 (Gebr.Credé,Kassel) und
406 (WUMAG, Görlitz). Prinzipiell neu war die Ganzstahlkonstruktion der
Wagenkästen, während der alte Grundriß im wesentlichen erhalten blieb. Bei
Einschränkung der Breite um 20mm waren die Wagenkästen auf 13,4 m verlängert
worden. Ungewohnt war die Dachkonstruktion, da man zur besseren Entlüftung
nunmehr einen Oberlichtaufsatz anwendete, der zu den Stirnwänden hin zur
Dachkante herabgezogen war. Die Stirnwände waren wieder leicht trapezförmig. Für
die Zugrichtungsanzeige gab es jetzt ein Zielband, das hinter einem Sichtfenster
in Stirnwandmitte unterhalb der Regenleiste lag.
Die Fahrzeuge waren als
Zweirichtungswagen konzipiert. Der Führerstand befand sich als kaum 1,2 m breite
Kabine in Wagenmitte. Vermutlich, um dem Zugbegleiter im Falle von
Außenbahnsteigen das Erreichen seines Platzes zu erleichtern, befanden sich
links und rechts der Führerkabine Nischen mit Klappsitzen. Wegen dieser
Anordnung hatte die Stirnwand ein breites Mittelfenster und zwei schmalere
Nebenfenster bekommen. Entsprechend gab es neben den neuartigen
Doppelschiebetüren (1090 mm) insgesamt vier einfache Schiebetüren für den
Zugbegleiter. Im Wageninnern hatte man an den üblichen Sitzboxen, jetzt jedoch
ausschließlich mit gepolsterten Quersitzen, festgehalten. In den Nischen neben
den Türen befanden sich Klappsitze, außerdem an den Fahrerstandrückwänden noch
je eine Bank mit zwei Sitzen. Die Holzverkleidung des Innenraumes war
hellgebeizt. Statt wie bisher über den Sitzen, waren die Gepäckraufen über den
Fenstern angebracht, so daß die Wagen einen moderneren, großräumigen Eindruck
machten. Die Achsanordnung war mit Bo'Bo' gewählt worden, um über den
Allachsantrieb größere Beschleunigung zu erzielen. Die Drehgestelle waren in
Blechrahmenbauweise ausgeführt, mit einem Drehzapfen in der Mitte des
Achsstandes von 2000 mm. Die elektrische Ausrüstung sollte eine Geschwindigkeit
von 80 km/h erlauben, gleichzeitig jedoch den Betrieb zusammen mit den alten
Wagen ermöglichen. Die entsprechenden Anlagen sollten für die Wagen 406 und 407
von SSW, für 405 von der AEG geliefert werden. Details sind nicht mehr genau zu
erfahren - jedenfalls scheint es, als wenn nur die SSW-Ausrüstung auch
tatsächlich geliefert wurde, denn nur die Wagen 407 und 406 sind tatsächlich
1940 (August bzw. Oktober) in Betrieb gekommen, während die anderen beiden ohne
elektrische Ausrüstung bis August 1946 abgestellt waren. Es ist nicht
unwahrscheinlich, daß sie zu diesem Zeitpunkt die inzwischen ausgebaute
Ausrüstung der zweiten Fahrerstände von 406 und 407 bekommen haben.
Am äußeren
Erscheinungsbild war die Beleuchtung bemerkenswert. Die Wagen hatten nur eine
Signallampe (wie die Berliner Stadtbahnreihe ET 165) und die Zugschlußleuchten
befanden sich unterhalb der Dachkante. Bei Anlieferung trugen die Wagen einen créme-farbenen Anstrich mit roter Zierleiste unterhalb der Fensterbrüstung. Aus
der Zeitung "Tageblatt" von 1940 geht hervor, dass die Wagen den Fahrgästen
vorgeführt wurden. "Vier neue Hochbahnwagen den Hamburgern vorgestellt. Sie
fahren auf allen Linien!" Schon kurz darauf bekamen die Wagen eine signalrote
Lackierung mit silbernen Zierstreifen. Bei Kriegsende fuhren jedoch auch diese
Wagen in der dann üblichen grün/gelben Ausführung. Nach diesem Zeitpunkt mussten
die 4 Wagen etliche Änderungen über sich ergehen lassen. 404 und 405 bekamen
jetzt ihre "normale" elektrische Ausrüstung und 406 und 407 wurden durch
Umwicklung entschärft. Der Führerstand wurde durch Einbeziehung der rechten
Zugbegleiternische vergrößert und nach Herausnahme des zweiten Fahrerstandes
wurde an der Rückstirnwand eine einfache Bank mit 5 Plätzen angeordnet. Bei
dieser Gelegenheit wurden auch die dann überflüssigen Fenster zugebaut. Die
Signallampenausführung wich der Regelausführung. Der übergroßen Beanspruchung
fielen auch die Polstersitze zum Opfer. Sie wurden durch hell gebeizte
Eichenholzbänke ersetzt.
Noch während des Krieges machte sich die HHA in
Zusammenarbeit mit der WUMAG, Görlitz an eine Überarbeitung des Wagentyps der
14.Lieferung und bestellte eine Probeserie von 10 Wagen. Diese trafen 1944/45
aus Görlitz ein und erhielten die Betriebsnummern 408 bis 417. Auch von dieser
Serie sind einige Wagen wahrscheinlich erst 1946 in Betrieb gekommen. Diese
Schlussfolgerung läßt der HHA-Geschäftsbericht 1948/50 zu. demzufolge 1946 noch 6
Wagen neu in den Bestand aufgenommen worden waren.
Während des Krieges erfolgte also die
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14.Lieferung
404 |
1940/46 |
AEG/Westwaggon, Deutz |
1 Wagen |
Probeausführung |
405 |
1940/46 |
AEG/Credé, Kassel |
1
Wagen |
Probeausführung |
406 |
1940 |
SSW/WUMAG, Görlitz |
1
Wagen |
Probeausführung |
407 |
1940 |
SSW/Busch, Bautzen |
1
Wagen |
Probeausführung |
Die Wagen fuhren mit den normalen T-Wagen im
Zugverband |
15.Lieferung
408 - 417 |
1940 |
SSW/WUMAG, Görlitz |
10 Wagen
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Probeausführung |
Interessant ist, wie die 10 Wagen der 15.Lieferung gekuppelt wurden. Es fuhren
immer zusammen: |
408 mit 415
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409 mit 412
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410 mit 413 |
411 mit 414 |
416 mit 417 |
Da der vorerwähnte Geschäftsbericht der HHA für 1946 noch
6 neu in Betrieb genommene Wagen verzeichnet, andererseits jedoch
sicher ist, daß alle 10 Wagen der 15.Lieferung erst nach
Kriegsende in Fahrt gekommen sind, muß ein Teil davon Ende 1945, der Rest
Anfang 1946 betriebsbereit gewesen sein. Eine Pressemeldung vom
April 1946 spricht von 10 Wagen, die ohne elektrische Ausrüstung
geliefert worden seien. Diese seien nunmehr in eigener Werkstatt
eingebaut worden. Ein weiterer Pressebericht aus jener Zeit befaßt
sich mit kriegsbedingten Auslagerungen von Industrieausrüstungen
und meint, die HHA hätte "den Vogel abgeschossen", da sie 10
U-Bahnwagen aus gelagert hätte. Diese Wagen der 15.Lieferung orientierten sich im
Grundriß an der vorherigen Lieferung, jedoch wurde die Wagenkastenlänge
zugunsten der Breite auf 13,8 m eingeschränkt.
Völlig neu war der
Wagenkopf mit dem Führerstand gestaltet, der jetzt auf den größten
Teil der Wagenbreite ausgedehnt war und für den Zugbegleiter nur
eine schräg zulaufende Nische mit Klappsitz freiließ. Bei
gleichförmiger schwacher Rundung der Frontstirnwand waren die drei Stirnwandfenster auf die
Abmessung der Seitenfenster
heruntergezogen worden, so daß Fahrer und Zugbegleiter auch im Sitzen gute
Sichtverhältnisse hatten. Die doppelten Schiebetüren behielt man mit
auf 1000 mm verkleinerter lichter Durchgangsweite bei, für den
Zugbegleiter war aber nur noch eine einfache Schiebetür auf der linken
Wagenseite vorgesehen. Die Sitzbänke waren als gepolsterte Querbänke
ausgeführt, wurden jedoch später durch neuartiges Sitzgestühl
mit Sitzwannen und Lehnen aus kunstharzverleimten
Sperrholz, wie sie seit etwa 1950 in den Straßenbahn-Neubauwagen verwendet
wurden, ersetzt. Die Sitzanordnung erfolgte in traditioneller Weise
mit Längs- und Querbänken. An der Rückstirnwand lag eine
Sitzbank mit fünf Plätzen und in den Türnischen der Rückwandseite waren
ins gesamt 4 Klappsitze angeordnet. Entsprechend verfügten die
Wagen über 37 feste und 4 Klappsitze. Die Seitenfenster waren
1400 mm breit, rechteckig und ohne Lüftungsklappen. Auffällig stumpf war die äußere Gestaltung der
Rückstirnwände, die sich aus der Kurzkupplung zweier Wagen mit nur 200
mm lichtem Abstand ergeben mußte und daher auch keine
Kletterschutzbohle aufwies. Das Dach war wieder mit einer Entlüftung in Form
eines Oberlichtaufsatzes versehen, der an der Rückwand stumpf und
an der Führerstandseite mit dem Sichtfenster der Zugzielanzeige
endet. Die Lüftungskiemen lagen auf den beiden Wagenseiten
entgegengesetzt, um eine bestmögliche Entlüftung bei jeder
Fahrtrichtung zu gewährleisten. Im Gegensatz zu dem übrigen
U-Bahnwagenpark und analog zu Straßenbahnwagenneulieferungen war die untere
Hälfte des Wagenkastens rot, die obere créme-gelb gehalten. Die Drehgestelle in Blechrahmenbauweise mit einem
Achsstand von 2100 mm und einem um 100 mm verschobenen Drehzapfen wurden
ebenfalls von der WUMAG geliefert. Die elektrische Ausrüstung
stammt von den SSW. Sie glich völlig denen der alten Wagen, da sie
sich höchstwahrscheinlich aus vorhandenen Ersatzteilbeständen
zusammensetzte. Als Fahrmotoren dienten je zwei der alten SSW-Type
Db 1151 (Stundenleistung 74 kW bei 585 U/min und 750 V), die
entsprechend der Achsanordnung (A1)(1A) die außenliegenden Achsen
antrieben. Die Wagen hatten wieder zwei Stirnlampen mit eingebautem
roten Linsensektor für die Zugschlusslichter. |
Quelle: Hochbahn / E.
Ihde/ J. Pimsl / K. Britsche
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